Rassegeflügelzucht Gnigler
Nackthalshuhn

Entstehung und Herkunft des Nackthalshuhnes

In vielen Veröffentlichungen ist schon über die Entstehung und Herkunft des Nackthalshuhns geschrieben worden. Dabei wurden viele Theorien entwickelt, die man in der einzigartigen Monographie von B. Noack
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Das Nackthalshuhn“, A. Ziemsen Verlag, Wittenberg Lutherstadt 1958, nachlesen kann. Alle hier vorgetragenen Theorien namhafter Geflügelforscher können keinen schlüssigen Beweis über die Entstehung der Nackthälse bringen, es bleibt dem Leser dieser Ausführungen das Phänomen Nackthals rätselhaft. Dem Verfasser erscheint die Erklärung, die Noack, wohl der beste Kenner des Nackthalshuhns, in seiner oben erwähnten Schrift gibt, am plausibelsten, wonach die Nackthalsigkeit durch Mutation, d. h. durch plötzliche Veränderung des Erbgutes, die zufällig ist und nicht erklärt werden kann, entstanden ist. Es handelt sich hierbei praktisch um eine Laune der Natur.

Was die Herkunft der Nackthalshühner angeht, so kann man auch hier in Noacks Schrift interessante Theorien nachlesen: Die einen meinen das Huhn komme aus dem fernen Asien, andere aus Vorderasien, wieder andere aus Südamerika. Wie man sieht, kann uns die Literatur auch hier keine eindeutige Antwort geben. Über die Verbreitung des Nackthalshuhns ist zu sagen, das es heute wohl in fast allen Ländern der Erde vorkommt, wo auch andere Hühner gehalten werden. In Noacks Schrift ist u. a. zu lesen, dass der Preisrichter C. E. Weber aus Hannover, der bereits Hühner auf der ersten Internationalen Geflügelausstellung 1875 in Wien bewertet hat, die Nackthalshühner für eine Kreuzung von Malaien und Cochins hielt. Er war der Meinung, dass das Nackthalshuhn seine Entstehung dem Kulmhuhn in Indien verdankt, eine kämpferische Hühnerform mit nacktem Halse und weit stärkerer Federarmut als bei unseren heutigen Nackthalshühnern.Unsere heutigen Malaien-Hühner bieten ja auch ein Beispiel von unvollkommener Befiederung, da bei hochrassigen Tieren am Brustbein und an der Innenseite der Schenkel die nackte Haut sichtbar wird und hier ebenfalls Rotfärbung annimmt. Diese Theorie hat vor einiger Zeit durch eigene Nachforschungen große Aktualität erworben, über die ich hier kurz berichten möchte: Durch Zfr. W. Lamkemeyer aus Emsdetten, einem Malaien-Züchter, bin ich mit einem französischen Nackthalshuhn-Züchter, Herrn L. G. Faure, in Verbindung gebracht worden, der lange auf der Insel Madagaskar im Indischen Ozean gelebt hat und dort bereits Nackthalshühner gezüchtet hat. In der französischen Geflügelzeitschrift „La Revue Avicole“ wird mit Genehmigung des Herrn Faure über den „Nackthals von Madagaskar“ folgendes berichtet: L. G. Faure hat in den Jahren von 1937 bis 1944 bei vielen Hahnenkämpfen assistiert, die von Eingeborenen organisiert wurden.Diese Hähne waren größtenteils madagassische Nackthälse. Diese und andere Kampfhühner werden hier nicht systematisch gezüchtet, es sind Rassen, die über die ganze Insel verbreitet sind. In dem Artikel heißt es weiter, dass der madagassische Nackthals hoch zu Fuß ist, mit einem langen Schnabel, einem starken Hals und einem flachen Kamm. Er hat ein klares und stechendes Auge mit einem Adlerblick. Er hat gelbe Läufe mit sehr abstehenden und langen Zehen. Die Hähne werden ausnahmslos als Kampfhähne ausgebildet, was sehr plastisch beschrieben wird. Die Nackthalshennen werden als gute Bruthennen gelobt, die oft bis zu 30 Eiern ausbrüten können, sie sind hervorragende Mütter, die ihre Jungen bis aufs Äußerste verteidigen. So viel aus dem Artikel der französischen Geflügelzeitschrift, der u. a. auch noch einen recht lebensnahen Einblick in die Gewohnheiten der Inselbewohner bietet.Wenn Nackthalshühner auf der Insel Madagaskar vorkommen, so liegt der Schluss nahe, dass auch solche in Afrika, das ja nur etwa 400 km von der Insel entfernt liegt, leben. In der Tat konnte ich das aus eigener Anschauung feststellen, als ich im Jahre 1978 im Rahmen eines größeren Projekts der Landesvermessung des Staates Nigeria beruflich dort tätig war: Mitten im dichtesten Urwald, wo Eingeborene lebten, habe ich Nackthalshühner gesehen, die in der Größe etwa zwischen unseren großen Hühnern und den Zwergen liegen. Der Hals war zwar nicht ganz nackt, man muss sich ihn mit einem bei uns auch häufig bei Kreuzungen mit anderen Hühnerrassen vorkommenden Federbüschel, dem sogenannten „Schlips“ vorstellen. Aus dem Dargelegten wird man mit großer Wahrscheinlichkeit schließen können, dass das Nackthalshuhn auf der ganzen Erde verbreitet ist, was auch für andere Länder in Noacks erwähnter Monographie belegt wird.Es soll deshalb an dieser Stelle nicht weiter über die Herkunft dieser Rasse gerätselt werden, es sollen vielmehr noch ein paar Zeilen darauf verwendet werden, ab wann das Nackthalshuhn als Rassehuhn in das Rampenlicht der Geschichte tritt. Hier sind in den 1970er Jahren durch eine Leserzuschrift eines Herrn Z. Kenosay aus Rumänien (Anschrift beim Verfasser) und durch eigene Nachforschungen neuere Erkenntnisse zu Tage getreten: Es kann heute als gesichert angesehen werden, dass auf der ersten Internationalen Geflügelausstellung 1875 in Wien erstmalig auf einer Großschau Nackthalshühner gezeigt wurden. Es handelte sich dabei um 1,1 kuckucksfarbige oder gesprenkelte oder heute würde man sagen gesperberte Tiere. Ausstellerin war Frau Izabella von Szeremley aus Elisabethstadt in Siebenbürgen, heute Rumänien. In diesem Zusammenhang stößt man immer wieder auch in der neueren Literatur auf die irrige Feststellung, dass Frau von Szeremley auch als die Erzüchterin dieser Rasse angesehen wird, zumal nach der Wiener Ausstellung diese Hühner oft auch als Szeremley-Hühner bezeichnet wurden.

Penedesenca

Penedesenca

Außerordentlich verwundern muss, dass diese seit Jahrhunderten in Katalanien und namentlich um die Ortschaft Penedes gezüchtete Rasse bis vor kurzem keinerlei internationale Beachtung fand. Verleihen ihr doch zwei absolut bemerkenswerte Eigentümlichkeiten unverwechselbaren bzw. herausragenden Charakter: Während die als Clavel ( Nelke ) bezeichnetend durch seitliche Auswüchse nach hinten Büschel- bzw. kronenartig umgeformte Kammfahne nach herkömmlichen Vorstellungen einer allgemeinen Verbreitung eher hinderlich als förderlich gewesen sein dürfte, hätte die geradezu sensationelle tief dunkelbraune Eierschalenfärbung bei der ungemein weit verbreiteten Verbrauchervorliebe für dunkel getönte Eier eigentlich längst für beinahe wetweites Renommee sorgen dürfen. Denn dieser Farbton übertrumpft die bisherigen Branchenführer Marans, Welsumer, oder Barnevelder merklich ! Mehr noch : Mit ihrem vollfiedrig leichten Typus und überwiegend weißen , lediglich rot umrandeten Ohrscheiben führen die Penedesenca nicht nur die biesherige Faustregel schwerer Typus und Ohrlappen = dunkelgetönte Eischale, leichter Typus und Ohrscheibe = weiße Schalenfärbung eklatant ad absurdum, sondern dürfen sich auch als relativ fleißige Leger entpuppen. Damit dürften alle Voraussetzungen einer arg verspäteten internationalen Karriere gegeben sein, wenn auch das kürzlich erstmalige im deutschen Anerkennungsverfahren aufgrund undefinierbarer Schwanzentwicklung der gesamten männlichen Kollektion unter einem denkbar ungünstigen Stern stand.

Dabei kommt den Schwarzen mit 3-3,5 kg beim Hahn, 2-2,6 kg bei der Henne sowie 65 g Eigewicht eine Sonderrolle in punkto Körpergewicht zu, den die anderen Farbschläge bringen nur 2-2,7 kg beim Hahn und 1,7-2 kg bei der Henne sowie 60 g Eigewicht auf die Waage.

 

 
Brabanter Bauernhuhn
Brabants Boerenhoen / Brabanterconnes

Im Mai 1995 in Deutschland anerkannt, handelt es sich bei diesem interessanten Schopfhuhn jedoch keineswegs um eine Züchtung  jüngeren Datums. Viel mehr muss überraschen, dass sie erst jetzt den Weg nach Deutschland fand, ist  dies doch die weltweit einzige Großrasse, die ansonsten nur bei Zwerghühnern niederländisch – belgischen Ursprungs bekannte, attraktive Wachtelfarbigkeit in diesem Farbrepertoire führt. In deren Gold- und Silbervariante gelangten Brabanterconnes durch Horst Kintzel 1993 ins fränkische Neuenmarkt und durchliefen die Anerkennungsprozedur relativ unproblematisch. Kein Wunder- gibt es doch namentlich im Heimatland inzwischen wieder einen zwar eher kleinen, aber festen Züchterstamm, der neben den genannten zumindest auch die Farbschläge Blau-Wachtelfarbig und Schwarz längst wieder auf einen ansehnlichen Durchzüchtungsgrad gebracht hat. Hingegen nur sporadisch anzutreffen bzw. nach Aalbers (1987) SOGAR IN Belgien wie in Holland als ausgestorben anzusehen sind die Weißen, Blauen, Gelben u. Gelb- Columbia. Letztere sollen dereinst aus den Gold-Wachtelfarbigen entstanden sein, nachdem diese Für eine Großrasse höchst ungewöhnliche Zeichnungsform nach niederländischen Vermutungen ebenso wie die Antwerpener Bartzwergen und Bassetten durch eine längst in Vergessenheit geratene Lokalrasse verpasst worden sein dürfte. Erstaunlicherweise hat ausgerechnet das spalterbige Blau- Wachtelfarbig als jüngster Spross der Sippe besonders auch in den Niederlanden zeitweilig eine fast an die führende Goldvariante heranreichende Verbreitung gehabt. Ganz anders sah es zu den Glanzzeiten dieser Rasse aus, als im Jahre 1909 in Brüssel einmal 400 Exemplare zusammenkamen, wovon beinahe die Hälfte allein vom auch heute noch in Belgien relativ populären schwarzen Farbschlag gestellt wurde. Einmal mehr führen Gemälde alter belgischer u. holländischer Meister in Cuip u. d` Hondecoeter den Beweis, dass Tiere dieses Typus bereits im 17 Jahrhundert existiert haben. Ihren Namen Brabants Boernhoen erhielten sie nach ihrer engeren Heimat, der Region Zwischen den Städten Mechelen, Leuven u. Brüssel im flämischen Teil Brabanconne Der gleichnamigen belgischen Nationalhymne entlehnt ist. Vor der 1903 erfolgten Gründung eines eigenständigen Clubs war die Rasse lange Zeit In Flamen als Topman und in Wallonien analog als Houpette charakterisiert worden – Bezeichnungen ohne regionalen Bezug, sondern auf die traditionelle Schopfbildung bezogen. Darin wie im gesamten Kopfausdruck erinnert das Brabanconne frappierend an das steirische Duo Sulmtaler u. Altsteirer. Wie diese weist die Henne einen deutlich federreicheren Schopf als ihr Partner auf, auch ist ihr der charakteristische Wickelkamm der Steirerrassen eigen.

Bei 2-2,5 bzw. 1,5-2 kg bleiben Brabanter Bauernhühner zwar merklich hinter den Gewichtsdaten der Altsteirer und erst recht der Sulmtaler zurück, um so bemerkenswerter

 Ist das geradezu sensationelle Bruteiermindestgewicht von 70 g.

Eine mehr oder minder direkte Verwandtschaft zu den Steirerrassen lässt sich daher kaum vermuten. Nicht von der Hand zu weisen ist aber die These, dass die seit grauen Vorzeiten besonders in Holland und Belgien weit verbreiteten Vollhaubenhühnern ganz ähnlich wie weit später bei den Steirerrassen maßgeblichen Anteil an der Entstehung gehabt haben dürfen. Weiteres klares Abgrenzungskriterium ist die vom schwärzlichem Augenrand umgebene Dunkelbraune Iriden -färbung, und auf die Umschreibung der Hennenfigur als kegelförmig ( sich vom Hinterhals bis zum Hinterkörper kegelartig verbreitet ) wird zumindest im Heimatland großer Wert gelegt. Die schiefergrauen Läufe sind mit den Ringgrößen 16 – 18 zu versehen. Importeur Horst Kintzel ermittelte mit 16 Hennen eine Durchschnittsleistung von 168 Eiern und bezeichnet die Rasse als ausgesprochen frühreif ( nach ca. 5 Monaten), ganz entgegen ihrem herkömmlichen Image